Einige der Affichisten, wie Jacques Villeglé in Frankreich oder Mimmo Rotella in Italien, waren als Künstler der Decollage Teil der Nouveaux Réalistes in den 50er und 60er Jahren. Ihr Zeitgeist war geprägt von der Geisteshaltung, den Verlauf der Zeit in Ballungsräumen zu dokumentieren. Nichts durfte verändert werden. Ein Zeitdokument. Sie waren Vordenker der Pop-Art.
Fasziniert und inspiriert von ihren Werken, entwickelt Peter Buchholz einen eigenen Stil: In das Geschehen eingreifen und eine neue Botschaft hinterlassen. Dies widerspricht der Idee der Affichisten. Schafft etwas Neues.
Peter Buchholz erschafft aus alten Plakatschichten neue Zeitgeschichten. Geologe, Wissenschaftler, erdverbunden, fasziniert von Erdschichten, Materialien, Formen und Farben. Die Krisen der Zeit lassen ihn nicht los, gesellschaftlich, zwischenmenschlich und mit Blick auf individuelle Schwächen und Abgründe.
Neugierig, möchte hinter die Kulissen schauen, demaskieren, Schichten aufreißen, die Hintergründe verstehen und entlarfen; Menschen anregen, nachzudenken, nicht alles hinzunehmen was man oberflächlich zu erkennen glaubt, einen zweiten Blick auf das Geschehene lenken, Neues entdecken und deuten, dazu verleiten, alte Gedankenmuster abzulegen - etwas riskieren.
Werbeplakate kennt jeder. Dahinter verbirgt sich ein Zauber.
Eine Plakatwand aus dem Szeneviertel Berlin-Friedrichshain war der Auslöser - ein paar Plakatfetzten hingen herunter, wurden abgerissen, und siehe da, eine neue Farbschicht tat sich auf, ein älterer Veranstaltungshinweis, ein Aufschrei, eine Faust hinter der nächsten Schicht, es nahm seinen Lauf. Das erste Werk und die Idee, damit weiter zu machen, war im Jahr 2007 geboren.
Plakatschichten sind für Peter Buchholz das ideale Kunstmedium, um als Geologe genau hier anzusetzen: Schichten aufreißen und mit jeder neuen Schicht auf Entdeckungsreise gehen, ein Zeitfenster öffnen, Geschehenes hinterfragen.
Jede Plakatschichtung ist einzigartig und hat einen Seltenheitswert, wie seltene geologische Formationen, die ihre Schätze verbergen.
Jedes Werk ist ein Unikat.
ROSIS 120x41 2018 Berlin-Zyklus
Schichtenfolge eines auseinander gezogenen Plakatstapels, Friedrichshain, Berlin
Das Clubsterben in Berlin geht weiter. 2018 muss der Club ROSIS in Friedrichshain schliessen. Er weicht Bürogebäuden, weiteren Gewerbeflächen und einer Tiefgarage. Kultur gegen Kommerz. Alles ist vergänglich.
Das "wilde" Plakatieren in den Szenevierteln ist ein Spiegelbild des kulturellen Lebens in den Städten. Es stirbt an vielen Stellen aus. Haben Plakate im Zeitalter der Digitalisierung noch eine Zukunft?
Plakatschichten dokumentieren den Wandel und die Schnelllebigkeit, den unaufhörlichen Prozess des Auflebens, Vergehens und der Erneuerung.
Sie versteinern die Zeit.
Unsere Gesellschaft steht an einem Wendepunkt. Wir befinden uns in einem wiederkehrenden Konflikt zwischen autokratisch-diktatorischen und demokratisch-aufklärerischen Strukturen, der bis in das gesellschaftliche Leben und das individuelle Handeln der Menschen hinein reicht.
Unsere humanististischen Denkansätze drohen in einem pyroklastischen Strom zu versiegen. Allseits verblasst die sanfte Gewalt der Vernunft.
Wieder werden wir zum Spielball von Macht, Einfluss und Intrige. Wer nicht nachdenkt wird Teil der manipulierbaren Masse, die einmal in Bewegung versetzt, nur noch schwer aufzuhalten ist.
Wie eine Herde Dinosaurier, die orientierungslos ihren gefrässigen Instinkten folgt.
Zeitgeschichte*n von PB Art richten den Blick hinter die Kulissen.
Plakatwand und Litfasssäule -
Ikonen der Zeit!
Plakatwände sind im Zuge der Digitalisierung früher oder später vom Aussterben bedroht. Schon jetzt verdrängen LED-Werbeflächen die Standorte der Plakatwände. Gleiches gilt für viele liebgewonnene Litfasssäulen, die seit 1854 unser Straßenbild prägen. Schicht für Schicht spiegeln sie die Zyklen und den Rhythmus des öffentlichen Lebens wider, politisch, wirtschaftlich und gesellschaftlich. Ihr Untergang wäre auch ein Verlust einer vertrauten Welt. Sie sind Ikonen der Zeit.
PB Art ist eine Hommage an diese Ikonen der Zeit
©Peter Buchholz. Alle Rechte vorbehalten.
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